Allgemeines zur Hufpflege
Gesunde Hufe sind die Grundlage für ein gesundes Pferd.
Die Hufform, die wir bei Pferden heute vorfinden, hat sich über viele Millionen Jahre evolutionär entwickelt und offensichtlich bewährt. Es gibt keine bessere Möglichkeit für ein solches Organ als das, was die Natur hervorgebracht hat. Die barhufgerechte Hufpflege, wie sie im Rahmen einer ganzheitlichen Hufpfleger-Ausbildung vermittelt wird, orientiert sich an dieser natürlichen Form.
Eine Hufpflege, die sich an korrekter Anatomie und Physiologie orientiert, sorgt für ein Pferd, das barhuf leistungsfähig sein kann. Natürlich können durch Hufbearbeitung allein keine gravierenden Defizite in der Haltung oder Nutzung des Pferdes ausgeglichen werden.
Hufgesundheit erfordert stets ein Zusammenspiel aller Komponenten:
- fachlich korrekte Hufbearbeitung
- artgerechte Offenstall- oder Weidehaltung
- sozialer Kontakt innerhalb einer Herde
- ganzjährige, gesunde Fütterung
- ausreichend Bewegung
Hufe und Haltungsbedingungen
Die Hufgesundheit – und damit auch die gesamte Pferdegesundheit – kann nicht unabhängig von den Umweltbedingungen und dem Gebrauch der Hufe betrachtet werden. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen physiologischer Hufform und den vorhandenen Haltungsbedingungen.
Haltungsformen, die dem natürlichen Bedürfnis nach ständiger Bewegung entgegenkommen, sind notwendig, damit Hufe dauerhaft in Gebrauch bleiben. Die Einschränkung des Bewegungsraums durch Boxenhaltung ist nicht artgerecht. Ein sinnvoller Kompromiss stellt eine durchdachte Offenstall- oder Weidehaltung dar – dies ist auch ein zentrales Thema in der Hufpflege-Ausbildung.
Hufe und der Gesamtorganismus
Die Bedeutung des Hufes für die Pferdegesundheit geht weit über seine Funktion als Fortbewegungsorgan hinaus. Er übernimmt Aufgaben als Stoßdämpfungssystem und als Unterstützung des Kreislaufs durch seine Pumpwirkung.
Der Huf ist eng mit dem Gesamtorganismus des Pferdes verbunden:
- über das Beinskelett sowie Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln
- über das Blut und die Blutgefäße
- über das Nervensystem und das zentrale Nervensystem
- über Meridiane mit dem energetischen Gesamtsystem des Körpers
Huffunktionen im Überblick
Ein gesunder Huf erfüllt folgende zentrale Funktionen:
1. Schutzfunktion
Der ständig nachwachsende Huf schützt die Gliedmaßenenden vor mechanischen Einwirkungen, Temperaturschwankungen und Austrocknung. In der Natur gleichen sich Wachstum und Abrieb aus – bei Pferden in Menschenhand muss der Abrieb durch fachgerechtes Kürzen nachgeahmt werden.
2. Sicherheit beim Auffußen
Der Huf sorgt durch Sohlenprofil, Strahl, Ballen und Eckstreben für sicheren Halt auf jedem Untergrund.
3. Stoßdämpfung
Die Hufkapsel ist auf Stoßdämpfung ausgelegt. Rund 80 % der Aufprallenergie wird beim funktionierenden Huf und richtiger Zehenanordnung abgefangen, was die höher liegenden Strukturen wie Gelenke, Sehnen und sogar alle Organe versorgt und schützt.
4. Pumpfunktion für die Blutzirkulation
Durch den sogenannten Hufmechanismus weitet sich die Hufkapsel beim Auffußen. Dadurch kann frisches Blut einströmen. Beim Entlasten des Hufes wird durch das Zusammenziehen des vorher geweiteten Hufes das venöse Blut über die Venen nach oben in Richtung Herz gedrückt. Diese Funktion unterstützt das Herz und den Stoffwechsel des Pferdes enorm.
5. Ausscheidungsorgan
Eiweißstoffe, die der Körper nicht mehr benötigt, werden über die Huflederhaut zu Horn umgebaut und ausgeschieden. Eine verminderte Durchblutung führt zu verminderter Hornproduktion und zur Belastung anderer Entgiftungsorgane wie Haut, Niere und Leber. Das kann langfristig zu Rehe oder Ekzemen führen.
Hufpflege lernen – Hufpfleger werden
Die ganzheitliche Sichtweise auf Huf und Pferd steht im Mittelpunkt der modernen Hufpfleger-Ausbildung. Hier lernst du nicht nur die funktionelle Hufbearbeitung, sondern auch die physiologischen, energetischen und haltungsbedingten Hintergründe der Hufgesundheit kennen. Mit dieser Sichtweise unterscheidet sich die Tätigkeit des Hufpflegers wesentlich vom traditionellen Hufschmied.