Haltungsbedingungen und Barhuf: Warum laufen manche Pferde komfortabel barhuf – und andere nicht?
Viele Pferdebesitzer:innen fragen sich, warum einige Pferde problemlos barhuf über unregelmäßigen, abrasiven Boden laufen können – und andere nicht. Die Antwort liegt nicht nur in der Hufgesundheit oder eventuellen Pathologien, sondern vor allem in den Haltungsbedingungen, im Bodenmanagement und in der Qualität der Hufbearbeitung.
Die wichtigsten Voraussetzungen für Barhufkomfort auf abrasivem Boden:
Präzise Hufbearbeitung ist entscheidend
Nur wenn die Hufe korrekt und regelmäßig bearbeitet werden, können Pferde barhuf komfortabel über unregelmäßige, harte Böden wie abrasiven Naturboden laufen. Eine schlechte Haltungsbedingung kann selbst durch die beste Hufpflege nicht kompensiert werden. Barhuf braucht ein gewisses Maß an pferdegerechter Bedingung.
Zwanghufe täuschen oft – und führen in einen biomechanischen Teufelskreis
Pferde mit Zwanghufen können anfangs scheinbar problemlos über unregelmäßigen, abrasiven Boden laufen. Doch dieser Eindruck ist trügerisch. Sobald sich die Sohle – insbesondere die typische „Mondsichelform“ – zu stark reduziert, fehlt dem Pferd vor der Strahlspitze die notwendige Sohlendicke.
Das Tier beginnt zu stolpern oder läuft zunehmend unsicher, weil der Huf in Richtung einer Zehenhufung kippt. Dadurch wird der vordere Bereich des Hufes überlastet, während Trachten und Eckstreben im Verhältnis zu hoch werden. Diese fehlerhafte Lastverteilung erzeugt einen spürbaren Komfortmangel.
Das Pferd versucht, sich durch rückständiges Stehen zu entlasten – eine Schonhaltung, die sich negativ auf die gesamte Bemuskelung und Statik des Körpers auswirkt. Mit der Zeit baut sich das Pferd im Gebäude regelrecht falsch auf. Der Teufelskreis beginnt.
Paddocktrails mit unterschiedlichen Bodenstrukturen fördern Hufgesundheit
Pferde, die regelmäßig auf geschotterten Rundläufen oder anderem unregelmäßigen, abrasiven Boden unterwegs sind, nutzen ihre Hufe physiologisch ab und trainieren gleichzeitig das Gewebe. Diese Tiere behalten ihren Tastsinn und bewegen sich leistungsfähig und sicher auf variierendem Untergrund – ganz ohne Hufschutz.
Bearbeitung nach dem Min-Max-Prinzip bringt langfristigen Komfort
Regelmäßige Hufpflege-Termine, bei denen nach dem Prinzip „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ gearbeitet wird, tragen wesentlich zum Barhufkomfort bei. Entscheidend ist nicht, wie viel Horn entfernt wird, sondern dass am Ende eine funktionale und gesunde Huffunktion gegeben ist. Kleine, gezielte Korrekturen in kurzen Abständen wirken nachhaltiger als seltene, grobe Eingriffe.
Weiche Böden führen zu Trainingsdefiziten
Pferde, die hauptsächlich auf Sand- oder Wiesenböden stehen, entwickeln keine ausreichende Widerstandsfähigkeit ihrer Hufe. Ohne Zwanghufe haben sie kaum eine Chance, barhuf über unregelmäßigen, abrasiven Boden zu laufen.
Kranke Pferde brauchen gezielte Unterstützung
Bei Hufen, die sich weiten sollen (z. B. nach Erkrankungen), ist ein funktionierender Hufmechanismus die Grundvoraussetzung. Erst wenn dieser dauerhaft gegeben ist und das passende Boden- und Bewegungstraining auf dem Paddock vorhanden ist, kann über Barhuflaufen auf abrasivem Untergrund nachgedacht werden.
Fazit: Gute Haltungsbedingungen oder Hufschutz – beides ist in Ordnung
Entweder sorgen Pferdehalter:innen für optimale Haltungsbedingungen – inklusive Bewegungsanreize und strukturierter Bodenvielfalt – oder sie greifen zu einem passenden Hufschutz, wenn das Pferd ohne Training über unregelmäßigen, abrasiven Boden laufen soll. Dank der heutigen Hufschuh-Modelle ist das kein Problem – sie lassen sich individuell anpassen und komfortabel einsetzen. Auf hartem, gleichmäßigem Boden laufen korrekt bearbeitete Hufe meist auch ohne Hufschutz einwandfrei.
Der Paddocktrail als Erfolgsmodell
Erfreulicherweise beobachten wir aktuell einen Trend zur Neugestaltung von Paddocks mit Trail-Elementen und variablen Bodenverhältnissen. Pferdebesitzer:innen, die diesen Weg gehen, profitieren mehrfach:
- gesündere Pferde
- weniger Tierarztkosten
- mehr Freude an der Bewegung und beim Reiten
- kein Defizitmodell mehr - endlich das mit den Pferden tun, was Spaß macht
Einige unserer Kunden haben solche Konzepte bereits umgesetzt oder befinden sich mitten in der Planung.
Denn: Die Natur gibt uns das vor. Bewegung auf vielfältigem Boden ist kein Luxus, sondern das Grundprinzip artgerechter Pferdehaltung – und die beste Grundlage für langfristige Barhufgesundheit.